Hintergrund
Über viele Jahre als Sängerin und Lehrerin habe ich die Appoggio-Methode entwickelt und dort meine wichtigsten Erfahrungen zusammengeführt. Während meiner Zeit am Theater habe ich viele Kolleg*innen erlebt, die über die Jahre hinweg immer mehr stimmliche und psychische Probleme entwickelten.
Das Gesangsstudium bereitet uns nicht auf die Herausforderungen vor, denen wir auf der Bühne, hinter den Kulissen und im Sänger-Leben ausgesetzt sind.
Singen ist ein unwillkürlicher Vorgang, der zum parasympathischen Teil unseres vegetativen Nervensystems gehört. Wenn wir diesen willentlich zu kontrollieren versuchen, wenn Stress diese natürliche Wirken überlagert, werden zwangsläufig Druck, mangelnde Flexibilität und ernste Stimmprobleme entstehen. Dies wiederum beeinträchtigt die Psyche, nicht nur bei Berufssänger*innen.
Bei singenden Naturtalenten machen sich Stimmprobleme häufig erst nach einigen Jahren im Berufsleben bemerkbar.
Für alle Sängertypen ist es äußert hilfreich, die (parasympahtische) Wirkweise der natürlichen Koordinierung in Körper, Atem und Stimme zu verstehen, sie bewusst einzusetzen, ohne sich in die Umsetzung einzumischen (embodiment).
Wer den Zauber eines solchen natürlichen Stimmansatzes erlebt, dass sich beispielsweise ein hoher Ton ohne Anstrengung erreichen lässt, kann dieses Prinzip der Selbstwirksamkeit auch auf andere Aspekte des Lebens anwenden.
Bisweilen hindern uns allerdings emotionale und psychische Probleme daran, diese naturgegebene Koordinierung zu erlangen und unsere Bestleistungen auf der Bühne und im Leben abzurufen. Deswegen arbeite ich gemeinsam mit Mathea Stern (matheastern.de).
Ihr körperpsychotherapeutischer Ansatz unterstützt uns darin, Körper und Seele wieder miteinander in Einklang zu bringen, bewusste und unbewusste Hindernisse zu erkennen und zu lösen. Dies führt Schritt für Schritt zum wahren und authentischen Selbst, zu emotionaler Klarheit und Kraft auf Deinem individuellen Lebensweg,
Die Technik
Bei Appoggio geht es darum, beim Singen und Sprechen eine willentlichen Kontrolle durch die angeborene Selbstorganisation von Atem und Stimme zu ersetzen. Hierfür benötigen wir:
1) offene Sinne, 2) relevantes Anatomie-Wissen, 3) gut funktionierende Verkörperung, 4) die Kunst der Absichtslosigkeit und 5) genussvolle Freude
1) Bevor wir mit Gesangsübungen beginnen, verbinden wir uns mit unseren Sinnen. Indem wir uns bewusst mit unsere Sinneswahrnehmung verbinden, schaffen wir Raum für neue Erfahrungen - und dies ist die Voraussetzung für unser Wachsen und Gedeihen zu voller Größe.
2) Da wir die Hauptakteure des Singens weder sehen und spüren können (Kehlkopf, Stimmbänder, Zwerchfell), ist es umso hilfreicher, klare Vor- stellungen über deren Anatomie und Wirkungs- weise zu haben. Ich benutze u.a. Gummi- und Therabänder, Bälle, etc. um die verschiedenen Funktionen, die fürs Singen wichtig sind, besser verständlich zu machen.
3) Danach übertragen wir natürliche Lautäußerungen wie Seufzen, Lachen,... in die Kunst des Singens. Wir setzen Stimmideale wie ebenmäßige Klangqualität, Legato, anstrengungs- loses Spannen der Stimme in die Höhe und üppiges Volumen, mit Hilfe der Verkörperung und mit Gesangsübungen der traditionellen Belcanto-Technik um.
Die so erworbenen Fertigkeiten festigen und trainieren wir mit Vokalisen und setzen diese schließlich in die Literatur um.
4) Absichtslosigkeit - leichter geschrieben als getan - bedeutet sich nicht einzumischen in die natürliche Wirkweise von Körper, Atem und Stimme. Atem und Stimme sind angeborene Reflexe, mit ihnen betreten wir unseren ganz eigenen Lebensweg.
Wenn wir diese angeborenen reflektorischen Vorgänge willentlich zu kontrollieren versuchen, führt dies ins Verderben… - nein, zu Verspannungen, Druck, Inflexibilität, und ernsthaften Stimmpro- blemen. Und dies wieder wirkt sich äußerst beeinträchtigend auf die Seele aus.
5) Wir üben bewusst in einer explorativen und spielerischen Weise, da wir davon überzeugt sind, dass aus dieser Einstellung genussvolle Freude und ernsthafter Fortschritt entspringen.
All dies führt zu anstrengungslosem Singen wie auch zu einem einmaligen und authentischen Klang.